Die Narrengilde Berlin und die Glücksbringer
Verehrte Mitglieder und Freunde der Narrengilde Berlin,
das eingeschränkte und dadurch ungewöhnliche Weihnachtsfest haben wir alle mehr oder weniger gut überstanden. Nun folgt der diesmal ebenfalls extrem ruhige Jahreswechsel, den wir hoffentlich auch überstehen werden. In 2021 kommt dann die Impfung, wir besiegen die Pandemie und führen wieder ein Leben wie vor Corona.
Der Vorstand der Narrengilde Berlin wünscht euch allen und euren Familien jedenfalls einen harmonischen Übergang ins Jahr 2021 und für das neue Jahr viel Gesundheit und Glück. Um diesen Worten Nachdruck zu verleihen, versuche ich hier stellvertretend zu erklären, was die gebräuchlichsten Glücksbringer bedeuten. Sie können sich dann den aussuchen, der Ihnen am meisten zusagt. Gerne auch mehrere.
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Glückspfennig:
Der Glückspfennig ist auch in Zeiten des Cents noch in so manchem Geldbeutel zu finden. Der Ursprung des Glückspfennigs geht vermutlich auf genau dieses Material zurück. In alten Zeiten wurde es als ein Geschenk der Götter angesehen, Metall zu finden. Andere Theorien berufen sich auf den Tauftaler oder auf das Sprichwort, dass in „allem Kleinen der Ursprung zu etwas Großem“ liegt. So wünscht man dem Empfänger des Glückspfennigs ausreichenden Wohlstand. Heute nimmt der Cent symbolisch dieselbe Rolle ein.
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Marienkäfer:
Marienkäfer gelten in vielen Kulturen als Glücksbringer, nämlich ihrem Namen entsprechend als direkter Bote der Mutter Gottes. Es wurde gesagt, daß er Kinder beschützen und Kranke heilen kann. Besonders glücksbringend ist der Marienkäfer mit sieben Punkten, da sie die Summe aus den vier Elementen und der „göttlichen drei“ (Dreifaltigkeit) bildet. Ihn zu verscheuchen oder gar zu töten soll zudem Unglück bringen.
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Vierblättriges Kleeblatt:
Um den „Glücksklee“, das vierblättrige Kleeblatt, zu finden benötigt man schon etwas Glück, denn es handelt sich hierbei um eine Mutation der dreiblättrigen Pflanze. Man muss es zufällig finden und darf nicht nach suchen. Dann soll es Glück bringen und vor Unheil bewahren und wurde deshalb in Kleidung und Kissen eingenäht sowie auf Reisen mitgeführt. Außerdem rankt eine christliche Legende um diesen Glücksklee, denn Eva soll solch eine Pflanze aus dem Paradies mitgenommen haben. Somit wäre jedes vierblättrige Kleeblatt ein Stück vom Paradies.
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Der Schornsteinfeger
Der Ruf des glücksbringenden Kaminkehrers stammt noch aus dem Mittelalter. Wurden Öfen und Kamine nicht von Ruß und Asche befreit, blieb das Haus kalt, der Tisch leer und die Gefahr einer Rauchvergiftung oder sogar eines Feuers stiegen erheblich. Erst der Schornsteinfeger brachte wieder Glück ins Haus, indem er den Kamin reinigte. Und so glaubt man noch heute, dass es Glück bringt, den rußigen Helfer zu berühren oder an einem seiner goldenen Knöpfe zu drehen.
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Glücksschwein:
Hufeisen:
Pferde werden seit jeher überall als Symbol für Stärke und ihrem Nutzen für den Menschen geschätzt. Das Hufeisen schützt das edle Tier und es verspürt keine Schmerzen, denn die Hufnägel werden ins Horn geschlagen. Diese „Unverwundbarkeit“ erhoffte man sich auch von den Eisen, die man meist über der Tür aufhängte. Wie herum, ist umstritten, der eine schwört, das Eisen müsse nach unten offen sein, damit das Glück heraufließen könne, der andere will es nach oben offen haben, damit das Glück hineinfallen und aufgesammelt werden kann. Egal wie herum, auch das Hufeisen sollte zufällig gefunden werden damit es „wirkt“.
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Fliegenpilz:
Als Glückspilz wird der rote Fliegenpilz angesehen. Viele Sagen der Germanen deuten auf eine tiefe Verehrung des Fliegenpilzes hin. So wird geschildert, dass Wotan, der germanische Gott der Ekstase und der Erkenntnis, für die Entstehung der Fliegenpilze zuständig sei. Der Sage nach reitet Wotan nebst Gefolge zur Wintersonnenwende durch die Wolken. Immer dort, wo der Geifer seines Pferdes auf die Erde fällt, sollen dann neun Monate später Fliegenpilze aus dem Boden sprießen. Der Volksglaube bringt den Fliegenpilz stets mit Hexen und Zauberern in Verbindung, und entsprechend dem Anlass mit Vergnügen oder Abscheu, je nachdem ob ihre Dienste benötigt wurden oder ihnen erlittenes Übel zugeschrieben wurde.
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Je nach Landstrich und Religion gibt es bestimmt noch reichlich andere Bräuche bzw. Glücksboten, aber hier sind es eben die Gebräuchlichsten.
So, dass waren die Glücksbringer. Ich nehme sie alle und hoffe, dass sie wirken und wir uns dadurch alle in 2021 gesund und munter wiedersehen.
Bernd Kunz
Präsident der Narrengilde Berlin